„Von Berlin nach Wien: Im Gespräch mit Franz‑Josef Baur“

Franz-Josef Baur hat sich als Pop-Art-Künstler weit über die Grenzen Wiens hinaus einen Namen gemacht. Vor Kurzem hat er sich mit dem bekannten italienischen Netzwerker Mauro Maloberti (Mauro Mittendrin) getroffen und mit ihm über seinen Werdegang vom Kochlehrling zum Künstler, seine Liebe zu Wien und seinen großen Wunsch, in einem ganz bestimmten Format aufzutreten, gesprochen.

Mauro Mittendrin: Wo liegen die Anfänge Ihrer beeindruckenden Karriere?
Franz‑Josef Baur: Ursprünglich komme ich aus Oberschwaben in Süddeutschland, also von der anderen Seite des Bodensees. Dort bin ich zunächst den klassischen Weg gegangen und habe eine Schulausbildung gemacht. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich einen bodenständigen, normalen Beruf lerne. Mein Vater wollte immer, dass ich Metzger werde. Dazu muss man sagen, dass ich auf einem Bauernhof groß geworden bin. Ich liebe Tiere und für mich ist es nie eine Option gewesen, Metzger zu werden.

Mauro Mittendrin: Wofür haben Sie sich stattdessen begeistert?
Franz‑Josef Baur: Mode. Ich wollte immer etwas mit Mode und Kunst machen. Aber wenn du in so einer kleinen Gemeinde auf dem Bauernhof aufwächst, dann sind natürlich die Themen Mode und Kunst ganz weit weg. Deshalb habe ich eine Ausbildung begonnen, aber schon währenddessen gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich war dann bei der Berufsberatung und dort wurde ich gefragt, was ich gerne machen würde. Da kamen wir dann aufs Kochen. Ich bin mit 16 Jahren beim Berufsberater rausgegangen und habe gesagt: „Okay, ich werde Koch, ich probiere das aus!“ Ich habe mich dann auch für eine Stelle beworben und sie relativ schnell bekommen.

Mauro Mittendrin: Wie ging es dann weiter?
Franz‑Josef Baur: Ich habe die Berufsausbildung fertig gemacht und bin dann nach Stuttgart gezogen. Innerlich habe ich aber immer gewusst, dass ich eigentlich etwas im Bereich Kunst oder Mode machen wollte. Erst als ich meinen Freund kennengelernt habe, mit dem ich jetzt seit 18 Jahren zusammen bin, habe ich mich getraut, die alten Strukturen aufzubrechen. Auf einmal ist in mir etwas passiert, sodass ich eine gewisse Freiheit bekommen habe. Zuerst habe ich das Thema Kunst in meinem Privatleben verfolgt. Da habe ich von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr in einem Büro eines Energiekonzerns in Baden‑Württemberg gearbeitet. Ab 16 Uhr habe ich sozusagen mein Leben gelebt und irgendwie das künstlerische Thema verfolgt. Mit der wachsenden Bedeutung der sozialen Medien haben sich dann neue Chancen eröffnet.

Mauro Mittendrin: Und welche?
Franz‑Josef Baur: Auf Facebook, Instagram und Co. habe ich Sachen gepostet, die ich gemacht habe. Dazu habe ich Feedback bekommen. Auch dadurch ermutigt, habe ich mich mit 30 Jahren dazu entschieden, meinen Job hinzuschmeißen und nach Berlin zu ziehen, um dort Künstler zu werden. Dort habe ich meine ersten Ausstellungen gehabt, meine ersten Werke verkauft, meine ersten Erfolge gefeiert und ich bin dann relativ viel gereist. Irgendwann habe ich über einen Stylisten Conchita Wurst und Gery Keszler kennengelernt.

Mauro Mittendrin: Das war der Anfang Ihrer Verbindung zu Wien?
Franz‑Josef Baur: Ja. Ich bin dann ab und an kurz in Wien gewesen, habe mal ein bisschen etwas für den Life Ball gemacht, so kleine Outfits, und ich habe mich unglaublich in diese Stadt verliebt. Wien ist eine großartige Stadt, eine tolle Stadt. Ich liebe es, hier zu sein, also bin ich irgendwann über viele Umwege fix in meine Herzensheimat Wien gekommen.

Mauro Mittendrin: Gibt es ein Vorbild, dem Sie nacheifern?
Franz‑Josef Baur: Ich finde Andy Warhol sehr spannend. Aber Vorbild ist ein großer Begriff. Es gibt da auch Menschen, die zum Teil keine bekannten Persönlichkeiten sind. Das sind Menschen, die mich inspirieren und ganz persönliche Vorbilder sind. Das können auch Freunde sein.

Mauro Mittendrin: Was haben Sie für die Zukunft geplant?
Franz‑Josef Baur: Mir ist es auf jeden Fall wichtig, authentische Projekte zu verfolgen. Meine Arbeiten beschäftigen sich etwa sehr stark mit dem Thema Kindheitserinnerungen. Ich glaube, das hat immer etwas mit mir zu tun. Es gibt natürlich Themen, die einen beschäftigen, und manchmal gibt es dann so den Moment, wo ich sage: „Okay, da möchte ich jetzt tiefer rein und eine Kunststrecke machen.“ Aber man kann das jetzt nicht so planen, als würde ich einen Jahresplan für ein Unternehmen erstellen.

Mauro Mittendrin: Welche Emotionen sind mit Ihrer Arbeit verbunden, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht?
Franz‑Josef Baur: Schwer sind Momente, in denen du ein Projekt hast, für das du auch wirklich lebst. Du machst dir Überlegungen, dann wird es fotografiert usw. Schließlich wird es präsentiert und es ist natürlich wahnsinnig schön in diesem Augenblick. Nach ein paar Tagen verschwindet dieses Gefühl aber. Dann kommt die Frage auf: Was mache ich jetzt? Dieser Trieb, den du als Künstler hast, dass du immer etwas Neues machen musst, ist manchmal emotional sehr anstrengend und kann sehr viel Kraft kosten. Darauf könnte ich manchmal gerne verzichten. Andererseits muss ich sagen: Das ist eigentlich auch ein wahnsinnig tolles Gefühl, auch wenn du Feedback bekommst von den Leuten und du hörst, dass sie es gut finden oder ich einfach die Menschen erreiche.

Mauro Mittendrin: Welche Rolle spielt Humor in Ihrem Leben?
Franz‑Josef Baur: Ich glaube, eine sehr wichtige. Ich habe einen guten Humor, würde ich sagen. Humor ist ganz wichtig, weil ich glaube, dass es auch in herausfordernden Zeiten wie heutzutage wichtig ist, manchmal die Dinge nicht so ernst zu nehmen. Da hilft es, nicht alles auf die Goldwaage zu legen, sondern es auch mal mit einem Augenzwinkern und Humor zu nehmen.

Mauro Mittendrin: Gibt es noch einen Traum, den Sie sich unbedingt erfüllen möchten?
Franz‑Josef Baur: Einen Traum gibt es tatsächlich (lacht). Ich würde in der Tat gerne bei „Dancing Stars“ mitmachen. Das ist wirklich etwas, das ich wahnsinnig spannend finden würde. Dabei muss man über die eigenen Grenzen springen. Ich glaube, man unterschätzt das total, weil man sich das so einfach vorstellt. Ich glaube aber, dass das wahnsinnig schwierig ist.

Mauro Mittendrin: Welches Motto prägt Ihr Leben?
Franz‑Josef Baur: Aufstehen, weitermachen und nicht zurückblicken, sondern nach vorne.