Oper unter Sternen: Mein Gespräch mit Clemens Unterreiner über Magie, Musik und Gars am Kamp

Clemens Unterreiner ist Kammersänger, Starbariton der Wiener Staatsoper und seit einem Jahr Intendant der Oper Gars am Kamp. Ich habe ihn inmitten der historischen Mauern der Babenberger getroffen und mit ihm über die Faszination dieses besonderen Ortes, „La Traviata“ und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.

Mauro Mittendrin: Lieber Clemens, wir sitzen hier inmitten dieser alten Mauern der Babenberger. Erzähl mir – was macht diesen Ort für dich so besonders?

Clemens Unterreiner: Lieber Mauro, ich freue mich riesig, dass du da bist! Hier, in diesen historischen Mauern, spürt man die Kraft von tausend Jahren Geschichte. Die Babenberger haben von hier aus einst das Land regiert. Heute treffen sich hier Natur, Geschichte, Musik und Emotionen. Wir haben eine unglaubliche Akustik, ein atemberaubendes Ambiente und sind stolz darauf, das größte unverstärkte Open-Air-Festival für klassische Musik in Österreich zu sein. Für mich ist Gars ein Ort der Inspiration und Energie.

Mauro Mittendrin: Für meine Leser – wo genau liegt Gars am Kamp eigentlich?

Clemens Unterreiner: Nur eine Stunde nördlich von Wien, im wunderschönen Waldviertel. Die Lage ist perfekt. Schon die Babenberger wussten das und haben hier ihre Residenzstadt gegründet. Der Kamp fließt direkt vorbei – einer der wenigen „männlichen“ Flüsse, wie ich gerne scherze. (lacht) Es ist eine Region voller Geschichte, Kultur und Natur. Wer hierherkommt, spürt sofort diese besondere Atmosphäre.

Mauro Mittendrin: Wir stehen kurz vor der Premiere von „La Traviata“. Was macht diese Oper für dich so einzigartig?

Clemens Unterreiner: „La Traviata“ ist für mich die Oper aller Opern! Jeder kennt sie – selbst Menschen, die selten in die Oper gehen. Denk an „Pretty Woman“: Julia Roberts sitzt in der Loge, hört Verdi und ist überwältigt. Genau dieses Gefühl möchten wir hier in Gars vermitteln.
Die Geschichte ist zeitlos: Liebe, Sehnsucht, gesellschaftliche Konventionen – Violetta und Alfredo kämpfen für ihre Liebe, während die Familie dagegensteht. Verdi hat diesen Stoff so modern, so emotional und so gesellschaftskritisch vertont, dass er noch heute mitten ins Herz trifft. Diese Musik berührt jeden, ob Opernliebhaber oder Neuling.

Mauro Mittendrin: Neben „La Traviata“ gibt es aber auch ein großes Kulturprogramm. Was erwartet die Besucher in diesem Sommer?

Clemens Unterreiner: Ich möchte die Menschen verführen, Mauro – raus aus der Hitze der Stadt, rein ins frische Kulturvergnügen! Neben der Sommeroper haben wir die Kulturburg mit spannenden Ausstellungen, Konzerten und Lesungen. Wir begrüßen fantastische Künstler wie Angelika Kirchschlager, Alfred Dorfer, Julian Le Play, Maya Hakvoort und viele mehr.
Ein Highlight ist unser „Stars & Friends“-Open-Air-Konzert – inspiriert von „Pavarotti & Friends“. Hier singe ich gemeinsam mit Künstlern aus unterschiedlichen Genres. Wir wollen zeigen, dass Musik keine Grenzen kennt. Es geht um Vielfalt, um Begegnung und darum, Menschen miteinander zu verbinden.

Mauro Mittendrin: Du gibst jungen Talenten in Gars eine Bühne. Warum ist dir das so wichtig?

Clemens Unterreiner: Weil ich selbst weiß, wie schwer der Weg sein kann. Man hat mir damals gesagt: „Sie werden nie Sänger!“ Heute bin ich Kammersänger – und das verdanke ich Menschen, die an mich geglaubt haben. Jetzt möchte ich diese Chance weitergeben.
Gars ist für mich ein Sprungbrett für junge Stimmen. Hier dürfen Talente wachsen, sich ausprobieren und ihr Publikum finden. Für mich ist das eine Herzensangelegenheit.

Mauro Mittendrin: Und wie sieht es mit der Regie dieses Jahr aus?

Clemens Unterreiner: Wir haben großes Glück: Cornelius Obonya und Caroline Peters führen Regie – ein echtes Power-Duo! Sie verbinden Schauspiel, Oper, Emotion und Leidenschaft auf eine ganz besondere Weise. „La Traviata“ wird ihre erste Verdi-Inszenierung, und ich freue mich sehr, dass wir dieses Debüt gemeinsam feiern dürfen.

Mauro Mittendrin: Clemens, was wünschst du dir für diesen Sommer?

Clemens Unterreiner: Ich wünsche mir, dass die Menschen hierherkommen, sich von der Musik berühren lassen und die Magie dieses Ortes erleben. Gars soll ein Platz der Begegnung bleiben – ein Ort, an dem Kunst, Geschichte und Emotionen eine unvergessliche Einheit bilden.

Mein Fazit: Dieses Gespräch hat mich tief bewegt. Clemens Unterreiner schafft in Gars am Kamp etwas Einzigartiges: einen Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart, Klassik und Moderne, Tradition und Offenheit miteinander verschmelzen. Ein Festival, das berührt. Ein Künstler, der inspiriert. Ein Sommer, den man nicht verpassen sollte.